Zweitgutachten bestätigt geologischen Befund zur Haldenstrasse

Auf Wunsch der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger hat der Stadtrat eine Zweitmeinung zur Haldenstrasse eingeholt. Es bestätigt die Ursachen und Einflussfaktoren des Hangrutsches und kommt zum Schluss, dass die bestehende Strasse möglicherweise saniert werden kann.

An der Gemeindeversammlung im Juni 2017 begehrten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger nach einer unabhängigen, ausserkantonalen Fachmeinung. Der Stadtrat vergab den Auftrag an das Büro für Technische Geologie AG (BTG) aus Sargans. Dieses hatte die Ursachen des Hangrutsches zu klären und Vorschläge zu unterbreiten, wie die bestehende Strasse saniert werden kann. Die Ergebnisse wurden diesen März der Arbeitsgruppe Haldenstrasse vorgestellt. An einer Informationsveranstaltung Ende April im Restaurant Schäfli orientierte der Stadtrat die Bevölkerung.

Instabiler Hang, bedrohlicher Fluss

Bezüglich Hang berichtet das Büro für Technische Geologie nichts Neues: Die Ursache für die Rutschungen sind vielschichtig. Auslöser ist einerseits die Thur, die insbesondere bei Hochwasser den Hangfuss mit Wasser sättigt und dadurch die Scherfestigkeit beeinträchtigt. Durch den hohen Flusspegel am Prallhang wurde viel Material abgetragen. Am Fuss wurde der Hang dadurch instabil. Nicht nur die Thur, auch die geologische Beschaffenheit des Geländes oberhalb der Böschungskante hat die Rutschung mitverursacht. Klüfte, die teilweise sogar deutlich sichtbar sind, wirken beispielsweise als Ablösefläche. Fels und Moräne wurden durch kontinuierliche Kriechbewegungen aufgelockert. Die vorgängigen Untersuchungen und jahrelangen Beobachtungen durch die Firma CSD Ingenieure aus Frauenfeld wurden somit bestätigt. Bislang ging man davon aus, dass eine Sanierung der bestehenden Strasse aufgrund dieser Gegebenheiten nicht mehr möglich ist. BTG hatte den Auftrag, eigene Ideen zu entwickeln. Das St. Galler Ingenieurbüro kommt zum Schluss, dass die Sanierung der Haldenstrasse grundsätzlich möglich ist.

Umfangreiche Sanierung des Hanges

Soll die Haldenstrasse weiterhin genutzt werden, ist eine äussert umfangreiche und voraussichtlich auch kostspielige Sanierung des Hangs notwendig. Unabhängig der Sanierungsvariante für die Strasse sehen die Experten unten am Fluss beim Hangfuss eine erdbewehrte Stützmauer vor. Diese erreicht eine Höhe von nahezu 10 Metern. Auf diese Weise könnte ein Teil von oben abgetragenem Material unten wieder eingebaut werden. Im oberen, treibenden Teil des Rutsches wird Material entnommen. Die Rede ist von rund 4‘000 m³, die abgetragen werden müssten. Der Hang soll ausserdem so gut wie möglich drainiert werden, da das Hangwasser zu den Mitverursachern gehört. Die Gesamtlänge der Drainagebohrungen schätzen die Ingenieure auf 1‘200 Meter.

Variante 1: Strasse wird verschoben

Für die Sanierung der bestehenden Strassen zieht das Büro für Technische Geologie zwei Varianten in Betracht. In Variante 1 wird die Haldenstrasse um ca. 7 m nach bergwärts verschoben. Damit kann der Kopf des Hanges entlastet werden. Zu diesem Zweck muss der Hang bergseitig stellenweise angeschnitten und mit einer verankerten Stützmauer stabilisiert werden. Die Strasse wäre nach wie vor den Kriechbewegungen des Felsens von 2 bis 4 mm pro Jahr Richtung Tal ausgesetzt, was nach Einschätzung der Ingenieure bei einer Lebensdauer der Infrastruktur von 50 Jahren unproblematisch sei. Sie gehen davon aus, dass die Bewegungen konstant bleiben und nicht zunehmen, da der Kopf entlastet und die Strasse hangwärts verlegt wird.

Variante 2: Eine Brücke

Als zweite Option schlagen die Ingenieure eine Brückenkonstruktion vor. Dazu werden eine bis zwei Stützen erstellt, die als zentrale Träger von maximal 30 Meter langen Brückenabschnitten dienen. Zur Erinnerung: Der von den Rutschungen betroffene Abschnitt ist rund 60 Meter lang. Für die Pfeiler wird jeweils ein 16 m tiefer Schacht mit 3.2 m Innendurchmesser abgeteuft. Darin wird ein Betonpfeiler mit 1.8 m Durchmesser gestellt, der am Fuss zusätzlich rund 4 m in den Fels eingebunden ist. Die Stützen werden talseits in den Schacht eingebaut, so dass diese die Kriechbewegungen auf mehrere Jahrzehnte kompensieren können. Für die Projektierung dieser Sanierungsvariante sind zusätzliche Abklärungen notwendig.

Konkretisierung der Vorschläge

Der Stadtrat nimmt die Einschätzungen der Ingenieure erfreut zur Kenntnis. Noch keine Aussagen machen die Experten allerdings zu den Kosten ihrer vorgeschlagenen Varianten. In einem nächsten Schritt sollen diese abgeklärt werden, damit sie für die Evaluation der Bestvariante zur Verfügung stehen. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Haldenstrasse wird der Stadtrat diesen Schritt zügig angehen. Nicht unwesentlich ist die finanzielle Beteiligung von Bund und Kanton, sofern sich der Souverän für eine Sanierung der bestehenden Strasse entscheidet. Ein erstes Gespräch mit der Abteilung Wasserwirtschaft und Wasserbau des Kantons Thurgau fand bereits statt. Der Kanton stellt sich nach wie vor auf den Standpunkt, für eine Sanierung müssen die Wirtschaftlichkeit und die Zweckmässigkeit gegeben sein, was erst mit einem konkreten Projekt beurteilt werden könne. Der Stadtrat geht davon aus, dass die Gespräche und Abklärungen mit Bund und Kanton viel Zeit in Anspruch nehmen. Er kann daher noch keine Angaben zum weiteren zeitlichen Ablauf machen, wird die Bevölkerung aber weiterhin intensiv über das Thema Haldenstrasse informieren.

Thomas Weingart, Stadtpräsident

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